In Krisenzeiten möchte jeder systemrelevant sein. Nicht auf alle Branchen trifft die Bezeichnung zu, auf die Papierindustrie aber ganz sicher. „Die Branche hat in der Pandemie einmal mehr gezeigt, dass sie unverzichtbar ist“, betonte so auch VDP-Präsident Winfried Schaur, als der Verband seine Jahresbilanz vorstellte. In der Tat waren die Verbraucher durch die Corona-Pandemie in gesteigertem Maß auf Verpackungen und Hygienepapiere angewiesen.

Für die Papierproduktion war der Beginn der Pandemie zunächst einmal eine logistische Herausforderung: Hamsterkäufe beim Toilettenpapier führten zu einem stark erhöhten Bedarf im Einzelhandel. Gleichzeitig wurde die Warengruppe beim Großhandel weniger nachgefragt – schließlich mussten zahlreiche Büros leer bleiben, selbst viele Produktionsbetriebe standen im März 2020 still.

Insgesamt legten die Hygienepapiere im vergangenen Jahr um 2 Prozent zu, besagt die Bilanz des VDP. Noch besser verlief die Entwicklung für die Produktion von Verpackungspapieren: 2,6 Prozent betrug das Wachstum der größten Sortengruppe Deutschlands im Vergleich zu 2019. Als Ursache identifiziert der VDP auch hierfür die Pandemie: Die Nachfrage nach Verpackungen für Lebensmittel sei stark gestiegen, zusätzlich hat der stärker gefragte Online-Handel den Absatz befördert.

Quelle: vdp-online.com

Obwohl Kurzarbeit und Homeoffice etlichen Verbrauchern mehr Zeit zu Hause einbrachte, ging die Produktion von grafischen Papieren auch 2020 zurück, und zwar erheblich: 15,1 Prozent Minus bilanziert der VDP für das zurückliegende Jahr. Der Grund laut Verbandspräsident Schaur: „Die Corona-Pandemie hat zum einen den Trend zur Digitalisierung weiter beschleunigt, zum anderen gab es besonders im zweiten Quartal 2020 durch den Lockdown hervorgerufene Einmaleffekte.“ Das betreffe zum Beispiel die Verschiebung von Werbemaßnahmen und die Schließung von Verkaufsstellen und wirke sich „auf die gesamte Wertschöpfungskette Print“ aus, so Schaur.

Als Teil der Bioökonomie habe die Branche dennoch weiterhin Zukunft – schließlich stellten Verpackungen auf Papierbasis eine wichtige Alternative zu Kunststoffverpackungen dar. Als erfreulich hebt der Verband hervor, dass auch die Verbraucher diese Sichtweise zunehmend teilen. Und schließlich sei die Branche auch ein Vorzeigemodell für funktionierende Kreislaufwirtschaft – ein Argument, dem man sich bei einer Altpapiereinsatzquote von 79 Prozent im letzten Jahr nicht verschließen kann.