Um den Anteil an Kunststoffen zu reduzieren, greifen Produzenten immer öfter zu faserbasierten Verpackungen. Die oft als Verbunde hergestellten Materialkombinationen sind beliebt, sowohl bei Inverkehrbringern als auch bei Verbrauchern. Der Grund: Die Verpackungen können mit einem reduzierten Plastikanteil beworben werden, was bei ökologisch motivierten Verbrauchern gut ankommt. Die Abfallwirtschaft betrachtet den wachsenden Anteil an Verbundverpackungen jedoch skeptisch: Diese seien schlechter zu recyceln als Monomaterialien. Entsorger wünschen sich daher einen Fokus auf Monomaterialien, die einfach sortierbar sind und das stoffliche Recycling erleichtern.

Eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) hat den Trend, immer mehr Kunststoffverpackungen durch Papierverbunde zu ersetzen, nun näher beleuchtet. Die Untersuchung bestätigt, dass Papierverbunde Probleme beim Recycling bereiten: So sei meist nur der Faseranteil recyclingfähig, die Kunststoffbeschichtung gehe hingegen in die Verbrennung. Die Faseranteile seien zudem in der Praxis schlechter zu verwerten als theoretisch möglich.

 

Quelle: GVM, „Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Verbunde“

 

Obendrein bemängelt die Studie, durch die Verbunde entstehe mengenmäßig mehr Abfall. Im Schnitt sei bei der Verwendung von Verbundmaterial ca. 50 Prozent mehr Material nötig, um dieselbe Menge an Produkten zu verpacken. Um weder die Arbeit von Verwertern von Altkunststoffen noch der Papierrecycler zu erschweren, empfiehlt die Studie daher, auf Papierfasern zu verzichten, wenn es bei der Verpackung auf die besonderen Eigenschaften des Materials Kunststoffs ankommt.

Einige Branchenkenner sehen das Problem jedoch differenzierter. So hat Euwid Verpackung bereits im September 2020 gemeldet, faserbasierte, beschichtete Verpackungen seien erstens nicht automatisch Verbunde und zweitens nicht automatisch schlechter zu recyceln als Monomaterialien. Das Fachmagazin verweist auf die Paper-Based Packaging Recyclability Guidelines der Europäischen Verbände der Papierindustrie. Diese führen aus, wie beschichtete Verpackungen gestaltet sein müssen, um effizient verwertet werden zu können. Im Ergebnis sei mancher Verbund besser zu recyceln als Monomaterial.